Sturmjäger

Seit 2010 gelten die Bewirtschaftungsauflagen CC Wasser und Wind. Die praktische Konsequenz dessen läuft auf ein Pflugverbot über den Winter und zu Reihenkulturen auf den betroffenen Flächen hinaus. Mit der Einführung des Greenings (2013) und dem damit oft verbundenen Zwischenfruchtanbau vor Mais und Kartoffeln (Reihenkulturen mit Reihenabstand ≥ 45 cm), wenn auch nicht vorgeschrieben, wurde die Winterbegrünung auf den meisten Flächen selbstverständlich. Eine Winterfurche ist vielerorts nur noch selten anzutreffen. Das Problem der Erosion konnte hierdurch sehr stark abgemildert werden.

Nichtsdestotrotz gibt es in jedem Frühjahr vor dem Auflaufen der frostempfindlichen Sommerkulturen wieder erhebliche Probleme an windig-warmen Tagen. Diese Wetterlage trocknet die Bodenoberfläche sehr rasch aus, bindungsschwache Teilchen verlassen das Gefüge. Der Sandanteil kullert in der Regel nur wenige Meter weit. Aber feine Bodenbestandteile – wie Schluff oder Ton – aus vor allem chemisch degradierten Böden (Humusabbau, pH-Wert-Absenkung) schaffen den Sprung in die Luft und werden über Kilometer verweht. Man verliert also nicht nur ein paar Kilogramm Krume. Vor allem die wertgebenden Bestandteile gehen so verloren und abgeführte Nährstoffe vagabundieren in Gewässer. Eutrophierung ist die Folge.

Der Bevölkerung bleibt das nicht verborgen. Die frisch geputzten Fensterscheiben sind wieder staubig und die weiße Wäsche, die gerade so schön trocknet, muss nochmal gespült werden. Die Sekretärin des ansässigen Landwirtschaftsbetriebs stellt an diesem Tag öfter auf das rote Telefon des Geschäftsführers durch. Erklärungsnot macht sich beim Chef breit: „Nein, verboten ist das nicht.“„Aber der zunehmende Maisanbau…“, entgegnet der besorgte Bürger. „Nein, dort stehen Sonnenblumen, die Ihre Frau doch so mag“, beschwichtigt der Geschäftsführer. Und dabei hat der Herr erst vor zwei Wochen wegen dem Güllegeruch am Sonntag angerufen. Harmlose Probleme im Vergleich zu einer Anzeige nach Pflanzenschutzmittelapplikation am Ortsrand. In diesem Fall ist nicht nur ein Telefonat von Nöten. Alle diese Probleme haben eine Gemeinsamkeit: Sie sind vermeidbar. Nur ein Bauchladen voller intensiver Maßnahmen kann diese Art von nervenaufreibenden Gesprächen verringern. Dazu gehören eine offene Kommunikation in Richtung Verbraucher und anderer Landnutzer im Allgemeinen, sowie orts- und zeitabhängige Mulch-Systeme, Kalkung sowie langjährig, entzugsorientierte Wirtschafts- und Mineraldüngung im Speziellen.