Schwefel – das Element der Hölle
„Also ließ der Herr Schwefel und Feuer regnen vom Himmel herab auf Sodom und Gomorra“, so heißt es im 1. Buch Mose des Alten Testaments. Seit mehr als 2.000 Jahren gilt das Element Schwefel als Sinnbild für die Göttliche Strafe. Der Sündige wird im Jenseits nicht das erhoffte Paradies vorfinden, sondern im brennenden Schwefelsee auf ewig Höllenqualen erleiden.
Diese wenig positiven Assoziationen gehen sicherlich auch darauf zurück, dass schwefelige Ausdünstungen und die damit verbundenen fauligen Gerüche sowie massive Ablagerungen elementaren Schwefels meist im Umfeld aktiver Vulkane zu finden sind. So wurde Schwefel für eine unwissende und immer wieder von Katastrophen zurückgeworfene Menschheit schlechthin das Element der Hölle.
Doch auch hier macht das richtige Maß den Unterschied zwischen Fluch und Segen. Schwefel ist schließlich ein wertvoller Baustein des Lebens. Doch was jahrzehntelang kostenlos und frei Haus aus den Großkraftwerken auf die Felder geliefert wurde und dort zum Pflanzenwachstum beigetragen hat, muss heute bei der Pflanzenernährung besonders beachtet werden. Schwefel ist ein unabdingbarer Bestandteil moderner Pflanzenernährung.
Bereits frühe Hochkulturen wussten vom Nutzen des Schwefels für Leben und Gesundheit. Chinesen und Ägypter nutzten ihn bereits um etwa 5000 vor Christus zum Bleichen von Textilien, als Arzneimittel und zur Desinfektion. Das vorklassische Griechenland verwendete Schwefel als Arzneimittel und das bei der Verbrennung schwefelhaltiger Materie entstehende Schwefeldioxid als Desinfektionsmittel und zur Schwefelung von Wein.
Auch als Bestandteil von Spreng- und Explosivstoff legte Schwefel eine mehr als 1000-jährige Karriere hin und konnte nun seinem Attribut Höllenelement alle Ehre machten. So manches Gefecht unter intensivem Einsatz von Schwarzpulver dürfte den Kämpfenden als Hölle auf Erden erschienen sein.
Ebenfalls vor ca. 100 Jahren wuchsen mit der Entwicklung des Haber-Bosch-Verfahrens die landwirtschaftlichen Erträge und damit auch die Ansprüche an die Nährstoffversorgung gewaltig. Dennoch trat Schwefel als essentieller Düngernährstoff erst 80 Jahre später so richtig ins Rampenlicht. Bis dahin hatte die massenhafte Verbrennung schwefelhaltiger Kohle in der industrialisierten Welt für einen immerwährenden Regen aus verdünnter Schwefelsäure gesorgt, durch den die landwirtschaftlichen Kulturen eine mehr als ausreichende Schwefeldüngung aus der Luft erhielten. Seit den 1980er und 1990er Jahren aber versiegt diese Quelle infolge massiver Luftreinhaltungsmaßnahmen allmählich. Und so ist Schwefel inzwischen vielerorts ein Nährstoff im Mangel, der den Pflanzen alljährlich zugeführt werden muss, um hohe Erträge und Qualitäten zu garantieren.
Schwefel ist eben auch ein Element des Lebens. Ein Kilogramm im Mangel verhindert die Aufnahme von zehn Kilogramm Stickstoff.