Ackerhygiene – das Händewaschen des Pflanzenbaus
Günstiges Maßnahmenbündel für ganzheitliches Gesundheitsmanagement
Unter dem Begriff Ackerhygiene lassen sich alle Maßnahmen zusammenfassen, die auf ein möglichst ganzheitliches Management von Krankheiten, Schädlingen, Ungräsern und Unkräutern in Ackerbausystemen abzielen. Es handelt sich meist um einfache und kostengünstige Maßnahmen, welche richtig kombiniert zu spürbarem Bekämpfungserfolgen führen können. Im Zuge des Rückgangs der Möglichkeiten des klassischen chemischen Pflanzenschutzes erlangen sie immer größere Bedeutung für hohe Bekämpfungserfolge.
Vor der Ernte die ersten Weichen stellen
Zum Standard für ein gutes Ungras- und Unkraut-Management muss sich die Erfolgskontrolle im noch stehenden Bestand vor der Ernte entwickeln. Problemflächen können so identifiziert und mittels Standortmarkierung im GIS auch im Nachgang zielgerichtet angesteuert werden. Besteht der Verdacht auf Resistenzen bieten sich dabei die Entnahme von Samenproben an, die entsprechenden Laboren zur Resistenzprüfung zugesendet werden können.
Die Pflege von Feldrändern mittels Mulcher gehört hier ebenso zu einer wirksamen Maßnahme zur Verringerung des Eintrags von Ungräsern und Unkräutern, wie das konsequente mulchen von Problemzonen vor der Samenreife. Das Samenpotenzial wird minimiert, Folgekosten durch immense Ausbreitung können reduziert werden.
Nach der Ernte alle Register ziehen
Mit der Einarbeitung von Stroh und Ernteresten werden die Infektionsquellen für eine Vielzahl von Krankheiten wirksam unterbrochen. Für Weizen nach Körnermais verringert sich das Fusarien-Risiko erheblich, in engen Getreidefruchtfolgen wird das Halmbruchrisiko deutlich verringert, in Zuckerrübenfruchtfolgen durch die Einarbeitung des Rübenblattes das Infektionsrisiko für Cercospora gesenkt.
Ausfallgetreide und Ausfallraps konsequent bekämpfen
Ein besonderes Augenmerk muss in den Wochen nach der Ernte auf der erfolgreichen Bekämpfung von Ausfallgetreide und Ausfallraps liegen. Diese bilden eine „grüne Brücke“ und ermöglichen Vermehrungszyklen diverser Schadorganismen, welche die Neuansaaten befallen können. Als bedeutendste Schadorganismen können hier Blattläuse als Virusvektoren, Erdflöhe oder auch das steigende Risiko für Kohlhernie-Infektionen in engen Rapsfruchtfolgen genannt werden.
Einfach und gut
Oftmals sind es die einfachen Maßnahmen, die gute Erfolge generieren. Dazu zählt das mechanische zerkleinern der Maisstoppel nach der Ernte. Dabei werden die Überwinterungsquartiere des Maiszünslers zerstört und die Rotte gefördert.
Der Anbau nematodenresistenter Sorten bei Gelbsenf oder Ölrettich führt auf einfache Art und Weise zu einer Reduktion des Nematoden Potenzials im Boden für die Folgekultur, z.B. Zuckerrübe.
Das bearbeiten der Fläche mit dem höchsten Ungrasbesatz am Ende des Arbeitstages und das anschließende Waschen des Gerätes vor dem Einsatz auf der nächsten Fläche minimiert wirksam die Verschleppung von Problemungräsern auf alle Flächen des Betriebes.
Fazit
Mit der gezielten Kombination von Maßnahmen zur Ackerhygiene lassen sich die Probleme mit Krankheiten, Schädlingen, Ungräsern und Unkräutern im Betrieb minimieren. Die einfachen und oft kostengünstigen Maßnahmen werden immer bedeutsamer und bilden im Kanon mit den Möglichkeiten des chemischen Pflanzenschutzes die Grundlage für erfolgreichen Ackerbau. Ihr Einsatz ist dabei so einfach und wirksam wie das gründliche Händewaschen in einer Erkältungswelle.