Altraps-Problematik in den Griff bekommen
Besonders bei Standorten mit einer langen Raps-Anbautradition verursacht Altraps einige Probleme. Viele kennen das Phänomen: Zwischen der Aussaat wuchert Raps. Dieser Altraps bringt Probleme mit sich. Daher sollte der Durchwuchs so gering wie möglich gehalten werden. Um diese Problematik und entsprechende Gegenmaßnahmen einmal genauer zu beleuchten, haben wir uns einen Langzeitversuch bei der Schorrentin GbR angeschaut.
Die Betriebsgemeinschaft Schorrentin GbR befindet sich nordwestlich des Kummerower Sees in Mecklenburg-Vorpommern – am Nordrand des Naturparks Mecklenburgische Schweiz. Der landwirtschaftliche Betrieb umfasst ca. 440 ha Ackerland. Die Bodenart ist als lehmiger Sand mit 40 bis 45 Bodenpunkten zu klassifizieren. Die durchschnittlichen Jahresniederschläge betragen 600 mm, häufig kommt es zu Vorsommertrockenheit. Betriebsleiter Heinrich-Wyrich Adolphi bewirtschaftet den Betrieb seit gut 25 Jahren. In der Zeit ist es ihm durch den regelmäßigen Einsatz organischer Düngemittel gelungen, den Gehalt an organischer Substanz um 1 Prozent auf jetzt 2,2 Prozent anzuheben.
Effizienz der Düngung verbessern
„Das Risiko von Ammoniakverlusten aus Gülle oder Gärresten konnten wir durch Applikationen bei kühler Witterung sowie durch die Ansäuerung und sehr zeitige Einarbeitung deutlich verringern. Durch den Einsatz von PIADIN® werden zudem Nitratverluste und die Bildung klimaschädlicher Lachgasverluste deutlich reduziert.“, erklärt Adolphi.
Düngeeffizienz wird durch Ausfallraps beeinflusst
Stickstoff kann nicht effizient genutzt werden, wenn die Pflanzen um Nährstoffe, Licht und Wasser konkurrieren müssen. Zu einer solchen Konkurrenz kommt es nicht nur durch Unkräuter und Ungräser, auch Ausfallraps stellt auf dem Betrieb ein pflanzenbauliches Problem dar.
Diese Altraps-Problematik resultiert aus einer langen Anbautradition: Über fünf Jahrzehnte wurde am Standort Winterraps angebaut. In einer engen Fruchtfolge und mit einer fehlerhaften Bodenbearbeitung. Die Durchwuchspflanzen überragen den Rapsbestand deutlich. Durch ihre spätere Blüte und vor allem durch die spätere Abreife behindern sie die gleichmäßige Abreife des Bestandes. Zudem führt eine geringere Platzfestigkeit der Schoten schon vor dem Drusch zu vermehrtem Ausfallen der Körner.
Probleme durch Ausfallraps
Das größte Problem beim Ausfallraps ist das Durchwachsen. So werden zum Beispiel bei der Aussaat von Winterraps 40 Körner pro Quadratmeter gedrillt. Anschließend stehen jedoch bis zu 100 Pflanzen pro Quadratmeter auf dem Acker. Wie kommt es dazu?
Die bei der Rapsernte ausgefallenen Körner werden bei anschließend zu tiefer Bodenbearbeitung in den Boden eingemischt. Raps ist jedoch ein Lichtkeimer und benötigt daher einen Lichtreiz, um zu keimen. Befindet sich das Rapskorn tiefer als drei Zentimeter im Boden, erhält es nicht genug Licht und fällt in eine sogenannte Keimruhe. Die Keimfähigkeit kann so eine lange Zeit aufrechterhalten werden. Über Jahre hinweg bildet sich durch ein nicht angepasstes Nacherntemanagement ein enormes Samenpotential im Boden.
Die gemeinsame Auskeimung von Altraps und neu gedrillter Saat führt zu einer erhöhten Bestandsdichte und zu einer heterogenen Abreife. Dadurch entsteht Nährstoffkonkurrenz,die Düngung kann nicht ausreichend effizient erfolgen. Zudem spalten eingesetzte Hybridsorten in der Nachfolgegeneration auf – das senkt wiederum das Ertragspotential und mindert die Qualität. Durch den Samenvorrat im Boden kann über die gesamte Fruchtfolge hinweg eine grüne Brücke für Rapskrankheiten „gebaut“ werden, wodurch das Risiko für Fruchtfolgekrankheiten deutlich steigt.
Altraps in der Fruchtfolge reduzieren – Versuche zahlen sich aus?
Doch was ist die beste Möglichkeit, das Samenpotential im Boden ausreichend zu reduzieren, damit so wenig Altraps wie möglich in der Fruchtfolge aufläuft?
Diese Fragestellung ist Teil des Bodenbearbeitungsversuches der Betriebsgemeinschaft Schorrentin GbR in Zusammenarbeit mit der Hanse Agro - Beratung & Entwicklung GmbH und der Väderstad GmbH. Der Versuch wurde 1998 zum ersten Mal angelegt und regelmäßig an neue Fragestellungen angepasst. Das Versuchsdesign startete mit einer dreigliedrigen Fruchtfolge (Winterraps – Winterweizen – Wintergerste) und fünf verschiedenen Bodenbearbeitungs- und Aussaatvarianten. In der Zwischenzeit wurde der Versuch auf sieben Varianten und eine fünfgliedrige Fruchtfolge mit zusätzlichem Leguminosenanbau (Ackerbohne/Erbse) sowie Grassamenvermehrung erweitert.
Varianten im Langzeitversuch
In dem Versuch werden einzelne Varianten mit Pflug, extensiver oder intensiver Mulchsaat mit unterschiedlichen Bodenbearbeitungsgeräten sowie verschiedene Bestellverfahren (Drill- und Einzelkornsaat sowie StripTill) durchgeführt. In den einzelnen Varianten erfolgt die Bodenbearbeitung zu verschiedenen Zeitpunkten mit verschiedenen Tiefen und unterschiedlichen Geräten. So findet zu Winterraps über alle Varianten eine erste, flache Bearbeitung statt. In mehreren Varianten folgt anschließend eine zweite Bodenbearbeitung knapp eine Woche vor der Aussaat. In einigen Varianten kommt eine dritte Bearbeitung bis zu 15 Zentimetern Tiefe direkt vor der Aussaat zum Einsatz. Anschließend werden die Varianten mit Einzelkorn- oder Drillsaat bestellt.
Nach Winterraps erfolgt über alle Varianten hinweg ein erster, sehr flacher Arbeitsgang mit der Egge, der den Ausfallraps zum Keimen bringen soll. Die zweite Bodenbearbeitung findet ebenfalls über alle Varianten hinweg statt. Hier wird auf drei bis vier Zentimeter Tiefe gegrubbert. Der letzte tiefe Arbeitsgang erfolgt nur in einigen Varianten am Tag der Aussaat. Die Varianten werden jedes Jahr und in jeder Kultur der Fruchtfolge auf einer halben Fahrgasse sowie der gesamten Schlaglänge angelegt. Zur Ernte wird jede Variante und jede Kultur einzeln in BigBags ausgedroschen und gewogen, um den Ertrag über die gesamte Fruchtfolge zu ermitteln. „Die Ernte ist ein riesen Aufwand“, sagt Betriebsleiter Adolphi. Für die Entwicklung effizienter ackerbaulicher Strategien scheut er diese Mühe jedoch nicht.
Richtige Strategie gegen Ausfallraps
Die Versuchsergebnisse zeigen, dass direkt nach der Ernte eine Bodenbearbeitung bis maximal fünf Zentimetern Tiefe erfolgen sollte, um die Samen nicht zu begraben. Der Ausfallraps sollte auflaufen und mindestens 80 Prozent der Bodenoberfläche bedecken. Die nächste Bodenbearbeitung muss dann zeitnah erfolgen. Allerdings ist dieses Vorgehen immer mit der Feuchtigkeit des Bodens abzustimmen. Ist es zu trocken und der Ausfallraps läuft nicht auf, kann 14 Tage später die sehr flache Bodenbearbeitung wiederholt werden. Es sollten eher zwei bis drei flache Arbeitsgänge erfolgen, als ein tiefer.
Vor der Winterraps-Aussaat kann bei einem erhöhten Aufkommen von Alt- und Ausfallraps mit einer sogenannten Scheinbestellung gearbeitet werden. Hierfür wird der Boden zwei bis drei Wochen vor der Aussaat tief gelockert und anschließend so vorbereitet, als würde die Aussaat bereits erfolgen. Der Altraps wird früh vor der entsprechenden Aussaat an die Bodenoberfläche geholt und zum Auflaufen angeregt. Anschließend kann eine flache mechanische Bearbeitung erfolgen, um den bereits gekeimten Altraps zu beseitigen. „Mit dem Verfahren der Scheinbestellung ist der Anteil des Durchwuchsrapses deutlich geringer als bei einer tiefen Bearbeitung unmittelbar vor der Saat“, so Gesche Friese von der Hanse Agro. „In der Praxis benötigen wir immer ein Zusammenspiel zwischen einer effektiven Bodenbearbeitung, erfolgreichen Sorten, einem praxis- und sachgerechten Pflanzenschutz sowie einer effizienten Düngestrategie.“