Anleitung für den Anbau von Zwiebeln
In den letzten Jahren hat die Anbaufläche von Sommersaatzwiebeln in Deutschland stark zugenommen. Da der Anbau von vermarktungsfähigen Zwiebeln sehr viel Know-how und Insiderwissen in der Kulturführung erfordert, soll dieser Bericht die wichtigsten Aspekte und Fehlerquellen beim Anbau von Sommersaatzwiebeln darstellen und als Anbauanleitung dienen.
Als Vorfrucht für Zwiebeln eignet sich besonders gut Getreide mit einer nachfolgenden Zwischenfrucht. Wobei hier bei vorheriger Haferkultur Probleme mit der Bekämpfung des Ausfallhafers entstehen können. Ebenfalls gut eignen sich Zuckerrüben, Mais und Raps als Vorfrüchte für Zwiebeln. Im Falle von Raps, müsste der Ausfallraps konsequent bekämpft werden. Kartoffeln sind als Vorfrucht für Zwiebeln ungeeignet, da die Ausfallkartoffeln in Zwiebeln kaum zu bekämpfen sind. Um die Bodenfruchtbarkeit nicht zu gefährden, sollten Saatzwiebeln in Anbauabständen von sechs, besser acht Jahren angebaut werden.
Die Unkrautbekämpfung ist die schwierigste Aufgabe im Zwiebelanbau. Daher ist die Bodenbearbeitung mit dem Pflug für die meisten Standorte empfehlenswert. Konservierende Bodenbearbeitungssysteme funktionieren auch, erfordern aber sehr viel Erfahrung mit der Unkrautbekämpfung in den Zwiebeln.
Bevor das Saatbeet vorbereitet werden kann, empfiehlt es sich die Düngung durchzuführen. Bei einem N-Sollwert von 155 kg N/ha (Ertragsniveau 450 dt/ha) ergibt sich nach Korrektur ein Düngebedarf von ca. 90 bis 130 kg N/ha. Hierbei sollte auf den Einsatz von Wirtschaftsdüngern möglichst verzichtet werden. Denn diese locken tierische Schaderreger der Zwiebel an und erhöhen die Gefahr eines Befalls mit der bakteriellen Ringfäule. Die bakterielle Ringfäule kann zu Totalverlusten der Ernte führen.
Der Stickstoffbedarf der Zwiebel ist zu Wachstumsbeginn relativ gering. Nach ca. acht bis zehn Wochen, insbesondere zu Beginn des Bulbenwachstums (ca. Sommersonnenwende, Ende Juni), hat die Zwiebel den Hauptbedarf an Stickstoff. In diesem Zeitraum sind Niederschläge jedoch nicht immer garantiert. Deshalb hat sich in der Praxis unser 70/30er Baukastensystem mit einer Andüngung von ALZON® neo-N (70 Prozent des N-Bedarfes) und einer Ergänzungsdüngung zu Beginn der Bulbenbildung mit
PIAMON® 33-S oder PIASAN® 28 als sehr erfolgreich bewiesen. Die Andüngung kann dabei sehr gut um eine Phosphor-, Kalium- und Calciumkomponente ergänzt werden. Die Abbildung 2 stellt den Entwicklungszustand der Zwiebel dar, in der die Nachdüngung erfolgen sollte.
Flüssigdünger sollte in Zwiebeln unbedingt mit Schläuchen und unter Einhaltung der Grundsätze beim Einsatz von Flüssigdünger ausgebracht werden. Verätzungen durch Flüssigdünger können im Zwiebelanbau schnell zu Schäden von mehreren tausend Euro führen. Ziehen Sie deshalb bei Unsicherheiten besser unsere Fachberatung hinzu.
Die Zwiebelaussaat sollte so früh wie möglich erfolgen. Denn mit der Sommersonnenwende geht die Zwiebel vom Laubwachstum ins Bulbenwachstum über. Bis dahin soll die Pflanze möglichst viel Wachstumszeit haben, um grüne Blattmasse zu bilden. Wichtig ist dabei, dass der Boden eine Bodenbearbeitung erlaubt. Wie so häufig gilt der Grundsatz: „Bodenzustand geht vor Saattermin.“ Lässt der Boden es bis zum Ende der ersten Mai Dekade nicht zu, Zwiebeln auszusäen, sollte besser auf Alternative Kulturen zurückgegriffen werden.
Die Ansprüche an das Saatbeet sind aufgrund der geringen Konkurrenzkraft und Widerstandskraft der Zwiebel gegenüber Unkräutern und Herbiziden sehr hoch. Um wenig Spritzschatten zu erzeugen, ist ein fein krümeliges Saatbeet zu erstellen. Dieses darf keine Verschmierungen und Verdichtungen bspw. von Schlepperspuren aufweisen. Gleichzeitig muss das Saatbeet horizontal sehr gut und gleichmäßig rückverfestigt werden, sodass es möglich ist das feine Zwiebelsaatgut in einem Saathorizont von 1,8 cm bis 2,2 cm auszusäen. Die Aussaat erfolgt mit einer Feinsaatmaschine (siehe Abbildung 3).
Pro Hektar empfiehlt es sich je nach Bodengüte und Wasserversorgung zwischen 2,8 und 4,0 Einheiten auszusäen. Dabei ist darauf zu achten, dass die Säzellen stets gefüllt sind und das Saatgut ordentlich abgelegt wird. Das ist für den Erfolg der Unkrautbekämpfung entscheidend. Denn stark unterschiedliche Ablagetiefen führen zu einem verzögerten Auflauf. Dies wiederum erschwert es, den optimalen Zeitpunkt für die letzte Herbizidmaßnahme im Vorauflauf zu treffen. Wirkt die letzte Vorauflauf-Herbizidmaßnahme nicht ausreichend, kann bis zu dem Zeitpunkt, in dem das erste Laubblatt der Zwiebel 3 cm lang ist, nur sehr begrenzt das Unkraut bekämpft werden.
Um Schäden von tierischen Schaderregern zu vermeiden, empfiehlt es sich den Zwiebelbestand mindestens zweimal wöchentlich zu kontrollieren. Dabei sollte die Befallsstärke mit Thripsen, Zwiebelfliegen, Blattläusen, Bohnenfliegen, Minierfliegen, Essigfliegen und Eulenraupen überprüft werden. Bei Erreichen der Schadschwellen sollten Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Der Schaden dieser Schädlinge beruht nicht immer auf dem direkten Fraßschaden. Bei der Verbreitung von Viruskrankheiten spielen tierische Schaderreger wie beispielsweise die Thripse und die Blattläuse als Vektor eine große Rolle. Zu den bedeutsamsten Viruskrankheiten für die Zwiebeln zählen die Strohfleckenkrankheit (Iris yellow spot virus), die Gelbverzwergungskrankheit der Zwiebel (onion yellow dwarf virus) und die Gelbstreifigkeit der Zwiebel (Leek yellow stripe virus). Da diese Viren schnell zu hohen Ertragsdepressionen führen können, sollten die tierischen Schaderreger die gesamte Wachstumsperiode unter Kontrolle gehalten werden.
Spätestens mit dem Bestandesschluss sollten auch pilzliche Erkrankungen in den Fokus der Kontrollen rücken. Zu den wichtigsten pilzlichen Erkrankungen zählen der Falsche Mehltau, der Zwiebelrost, Botrytis, die Purpurfleckenkrankheit, die Zwiebelhalsfäule, die Mehlkrankheit und die
Stemphylium-Blattfleckenkrankheit. Weiterhin gibt es einige bedeutsame pilzliche Erkrankungen, die nicht direkt im Feld bekämpft werden können. Hierzu zählen die Fusarium-Wurzelfäule, die Rosa-Wurzelfäule, die Zwiebelbasalfäule, der Zwiebelbrand, die Schmutzfleckenkrankheit und die Blattfleckenkrankheit. Um den Ausbruch pilzlicher Erkrankungen möglichst zu verhindern, existieren verschiedene Fungizidstrategien.
Abiotische Schäden können ebenfalls zu extremen Ertragsausfällen führen. Hier treten am häufigsten die Glasigkeit, Sonnenbrand und Dickhalsigkeit auf. Um das Risiko des Auftretens dieser abiotischen Schäden möglichst gering zu halten, ist unter anderem eine verspätete Ernte zu vermeiden. Die Zwiebelernte beginnt mit dem Schwadlegen (siehe Abbildung 4). Dabei werden die Zwiebeln gerodet, von Erde und Blättern getrennt und zum Abtrocknen des restlichen Erdanhangs auf Schwad gelegt.
Der passende Zeitpunkt für das Schwadlegen ist, wenn ca. 90 Prozent der Laubblätter „erbraunt“ sind sowie trockenes Wetter für die Abtrocknung im Schwad und das Sammeln der Zwiebeln gemeldet ist (mindestens fünf Tage). Weiterhin ist es wichtig, dass beim Schwadlegen der Boden siebfähig ist und nicht schmiert. Wenn der Schwad trocken ist, können die Zwiebeln mithilfe eines Kartoffelroders mit angebauter Zwiebelaufnahme gesammelt werden. Dies ist in der Abbildung 5 dargestellt.
Für die weitere Logistik und die Weiterverarbeitung der Zwiebeln ist es förderlich beim Befüllen der Lkws die Zwiebeln über Erdwalzen laufen zu lassen (siehe Abbildung 6). So können über einen Sturzbunker oder, wie in der Abbildung 6 ersichtlich, über einen Überladewagen lose Zwiebelschalen und noch etwas Resterde vom Erntegut getrennt werden.
Schnell gelesen
Der Anbau von Zwiebeln ist nicht nur besonders kostenintensiv, sondern auch sehr riskant und erfordert höchste Aufmerksamkeit des Anbauers. Schon bei der Auswahl der Düngestrategie und der Vorbereitung des Saatbeetes können große Fehler entstehen, die später nur schwer korrigiert werden können. Deshalb ist es wichtig, eine kompetente Fachberatung zur Seite zu haben.