Auf nach Bayern und Österreich
Auf nach Österreich
Ich bin Nicolai Mackenstedt, 21 Jahre jung, Landwirtssohn aus Rehden in Niedersachsen. In nächsten 48 Tagen werde ich Euch unter dem Hashtag #farmersroadtrip mit auf meine Reise quer durch Süd-Ost-Europa nehmen.
Mein erstes Ziel führte mich Richtung Niederbayern in den Kreis Passau. Nach einem zweistündigen Stau kam ich endlich leicht verspätet auf dem Betrieb der Familie Riedl an. Für diese Region ein typischer Hof: Schweinemast, Ackerbau mit Körnermais, Weizen, Gerste und Zuckerrübe. Entgegen dem System in Norddeutschland, wo viele Schweinehalter ihr Futter über Mischfutterwerke beziehen, stellt hier jeder Landwirt das Futter selbst her: „Wir können das besser!“
Auch bei der Düngung überlässt Eigentümer Thomas Riedl nichts dem Zufall, und ist überzeugt von der Wirkung von ALZON® neo-N im Getreide und Mais. Er schätzt die kontinuierliche Stickstofffreigabe. Trotz länger anhaltender Trockenheit kann genügend Stickstoff aufgenommen werden, wenn frühzeitig gedüngt wird. Im Getreide erspart er sich so eine Überfahrt mit dem Düngerstreuer und im Mais, welcher zu einem großen Teil organisch gedüngt wird, stabilisiert ALZON® neo-N den Stickstoff aus der Gülle.
Beim Abendessen mit Thomas Riedl, seiner Aushilfe und einem Nachbarn (ebenfalls Landwirt) wurde mir ein Einblick in die hiesige Landwirtschaft gegeben. Dabei kamen wir auch auf Deutschlands größte Getreidetrocknung zusprechen, die in dieser Region eine bedeutende Rolle spielt. Mir wurde der Kontakt zu einem Vorstandvorsitzenden dieser Trocknungsgenossenschaft vermittelt, den ich am darauffolgenden Tag besuchte.
Deutschlands größte Getreidetrocknung
Wolfgang Schütz, Eigentümer eines Sauen- und Ackerbaubetriebs und Vorstandmitglied in der Trocknungsgenossenschaft Reding wohnt nur etwa 20 Kilometer entfernt von Familie Riedl.
Die Trocknung wurde aufgrund der Ausweitung des Körnermais Anbaus im Jahr 1969 gegründet. Die Böden rund herum Reding sind perfekt für den Maisanbau, da sie sich schnell erwärmen und immer genügend Feuchtigkeit bieten, so dass Erträge weit über 14 t/ha realisiert werden.
Heute umfasst die Genossenschaft 900 Mitglieder und eine Lagerkapazität von 100.000 Tonnen. Im Jahr 2018 wurden rund 120.000 Tonnen Mais, Getreide, Raps und Soja getrocknet. Dies macht die Anlage zur größten ihrer Art in Deutschland.
Kontaktbörse Wochenmarkt
Um meine gesammelten Informationen und Bilder den beteiligten Unternehmen meines Roadtrips zukommen zulassen, habe ich nach dem Besuch der Familie Schütz über eine Stunde lang – vergebens – nach mobilen Internet gesucht. Schließlich entschloss ich mich für eine Grenzüberfahrt nach Österreich, in der Hoffnung dort gutes Internet zu finden. Mit Erfolg!
Ich ließ mich für die Nacht direkt an der Grenze zu Deutschland, in Schärding, auf einem Parkplatz nieder. Dort wurde mir der Tipp gegeben, einmal auf dem Wochenmarkt in Schärding vorbeizuschauen, wo hiesige Landwirte ihre Produkte verkaufen. Für mich natürlich eine perfekte Vorlage, um die Landwirtschaft in Österreich kennenzulernen.
Dort kam ich mit Johannes Miejski, der die Milchprodukte seines Bruders verkauft, ins Gespräch und habe mir am Nachmittag eine Betriebsbesichtigung organisiert. Nach der einstündigen Fahrt vom Wochenmarkt in Schärding zum Betrieb in Pfaffing wurde ich von Daniel Miejski, der als Hofnachfolger prädestiniert ist, empfangen.
35 Bio-Milchkühe, die ausschließlich mit selbsthergestelltem Heu und nur sehr wenig Kraftfutter gefüttert werden, produzieren 200.000 Kilogramm Milch im Jahr, die von der Familie Miejski in der eigenen Molkerei veredelt und anschließend vermarktet wird. So werden auf insgesamt sechs Wochenmärkten Milch, Süß- und Sauerrahm, Joghurt, Topfen (Magerquark), Aufstrich und Käse verkauft. Die Familie steht voll hinter ihrer Kreislaufwirtschaft, welche durch die biologische Produktion sichergestellt ist. Außerdem setzt der Betrieb bewusst ausschließlich auf Familienarbeitskräfte, die alle von sich aus gesagt haben: „Ich möchte bei euch arbeiten.“ So arbeiten Vater und Mutter, die beiden Söhne Daniel und Johannes, sowie deren Tante im Betrieb mit.
Laut Daniel Miejski wird damit eine deutlich bessere Arbeitsqualität gewährleistet. Außerdem stehen alle Angestellten voll hinter dem Betrieb, der Bewirtschaftungsweise und den Produkten, so dass die Lebensmittel voller Überzeugung und Leidenschaft produziert und verkauft werden.
Diese Art und Weise zu denken ist etwas anders, allerdings führt sie zum Erfolg. Die Familie kann so von 35 Kühen und circa 40 Hektar leben. Die Wertschöpfung über die Direktvermarktung sichert das Einkommen, aber auch die die Vermarktung der Bio-Heu-Milch an eine Käserei ist ein lukratives Geschäft, so dass positiv in die Zukunft geblickt wird und ein Stallneubau für 60 Kühe in Planung ist.
Größter Milchviehbetrieb Österreichs
Durch Daniel Miejski bin ich auf den größten Milchviehbetrieb Österreichs von der Familie Konrad aufmerksam geworden, welcher fast in der Nachbarschaft in Vöcklamarkt liegt.
Was mir als Erstes aufgefallen ist als ich auf das Gelände kam: Direkt bei der Hofeinfahrt saß ein Pfau auf einer Schlepperkabine, aber dazu später mehr.
Auf dem Hof der Familie Konrad werden über 300 Fleckviehkühe gehalten, die durch einen Melkstand und mehrere Melkroboter gemolken werden. Für Österreich eine besondere Größe, denn im Durchschnitt hält jeder Betrieb nur etwa 23 Rinder. Des Weiteren werden circa 300 Hektar bewirtschaftet, die sich in 280 Teilstücken gliedern. Für mich war dieser Maßstab der Tierhaltung nichts Besonderes, denn solche Betriebe gibt es in Deutschland ebenfalls.
Was jedoch außergewöhnlich war: auf dem Hof wird ein ganzer Streichelzoo gehalten.
Esel, Ziegen, Ponys, Schweine und Hühner laufen zum Teil frei auf dem Hof herum. Hängebauchschweine – die sich bereits vermehrt haben – wühlen im Stroh zwischen den Kälberiglus, Ziegen laufen auf dem Futtertisch im Kuhstall herum und ein kleiner Babyesel verfolgt mich auf Schritt und Tritt über dem Hof.
Nach meinem Hofrundgang und vielen interessanten Eindrücken kam ich ins Gespräch mit der Freundin des zukünftigen Betriebsleiters. Sie erläuterte mir, dass Johann Konrad (Betriebsleiter) ein besonders großes Herz für Tiere hat. Alle Tiere, die ich zuvor aufgezählt habe kommen von Leuten, die sie nicht mehr haben wollten. Johann Konrad kann nicht nein sagen, so dass sich über die Zeit ein ganzer Streichelzoo angesammelt hat. Ganz nach dem Motto: „Der Konrad nimmt das schon!“
Herr Konrad ist sich sicher: „Die vielen Besucher, die über das Jahr bei mir vorbeischauen denken ganz anders über die Massentierhaltung". Und freut sich über die durchweg positive Resonanz der Öffentlichkeit.
Nichtsdestotrotz blickt er mit gemischten Gefühlen in die Zukunft, denn die Lage auf dem Arbeitsmarkt bereitet ihm zunehmend Sorge. Die Leute wollen einfach nicht mehr in der Landwirtschaft arbeiten, andere Wirtschaftszweige locken mit attraktiveren Angeboten.
Derzeit arbeiten auf dem Betrieb Johann Konrad, seine Frau, der Sohn und dessen Freundin, sowie zwei ausländische Mitarbeiter.
Trotzdem möchte der Milchviehhalter die Milchproduktion ausweiten, so dass der nächste Stall mit Melkroboter bereits in Planung ist.
Fazit der Woche
Ich habe die Landwirtschaft in Österreich als sehr vielseitig wahrgenommen. Im Nord-Osten des Landes an der Grenze zu Tschechien und der Slowakei gibt es groß strukturierte Flächen und Ackerbaubetriebe mit durchschnittlich 150 Hektar – Tendenz stark steigend. Von dort aus bin ich 20 Kilometer Richtung Westen gefahren, wo klein strukturierte Flächen und kleinere Ackerbaubetriebe vorzufinden waren.
In manchen kleinen Gebieten wirtschaften über 50 Prozent der Betriebe ökologisch, in anderen wiederrum gar nicht. Es gibt viele Sonderkulturen, sodass auch die Gemüse- und Obstproduktion eine Rolle spielt. Viehaltende Betriebe befinden sich oft in den Bergregionen, wo Bergbauern mit sieben Kühen ein durchschnittlicher Betrieb sind. Dort findet momentan ein sehr starker Strukturwandel statt.
Viele Betriebe werden im Nebenerwerb geführt so dass der Betriebsleiter 40 Stunden pro Woche arbeitet und seine Freizeit sowie Urlaub für den Betrieb opfert, ohne dabei überhaupt entlohnt zu werden. Deshalb führen in den meisten Fällen spätestens die Kinder der Bergbauernfamilien den Betrieb aufgrund der unwirtschaftlichen Lage nicht mehr weiter.
Ein weiteres Problem der Landwirtschaft in Österreich: fehlende Niederschläge. In vielen Regionen hat es in den letzten Jahren teilweise deutlich weniger als 400 mm/m² geregnet. Dazu kommen sehr schwache Erzeugerpreise, wodurch die Lage auch hier eher angespannt ist.
Damit verabschiede ich mich aus Österreich und berichte in der nächsten Woche über die Landwirtschaft in der Schweiz.
Ihr Nicolai Mackenstedt