Betriebsreportage: Knoblauchanbau in Mitteldeutschland

Im Süden Sachsen-Anhalts, in der Nähe von Zeitz, befindet sich der Landwirtschaftsbetrieb Torsten Müller. Gegründet im Jahr 1990 als Wiedereinrichtungsbetrieb von seinem Vater Wolfram Müller, übernahm Torsten Müller am 1. Juli 2017 die Leitung als Junglandwirt. Die Region, in der sich der Familienbetrieb befindet, zeichnet sich durch eine Jahresdurchschnittstemperatur von etwa 10 Grad Celsius und einen durchschnittlichen Niederschlag von 570 mm aus. Die Flächen liegen 153 Meter über Normalnull. Der Boden weist Bodenpunkte von 40 bis 100 auf, wobei der Durchschnitt bei 70 liegt.

„Ein besonderes Merkmal unseres Betriebs ist, dass wir auf Bergbaufolgeland arbeiten“, erklärt Geschäftsführer Torsten Müller. „Da das Land rekultiviert wurde, enthält es nur geringe Mengen an Humus.“ Auf dem Folgeland liegt der Humusgehalt bei etwa 1,7 Prozent, während der Humusgehalt im natürlichen, gewachsenen Boden bei rund vier Prozent liegt. Zu den Hauptkulturen gehören Wintergerste, Winterweizen, Winterraps, Sommerhafer, Sommergerste, Erbsen, Silomais sowie Brache, ergänzt durch den Anbau von Knoblauch.

In der Fruchtfolge achtet der Landwirt aufgrund der rekultivierten Böden besonders auf eine schwefelhaltige Düngung: In der Regel wird eine Zweigaben-Strategie gewählt, mit Betonung auf der ersten Gabe im Getreide. Im Raps wird eine Einmalgabe mit der Powermischung raps-power® neo-N von SKW Piesteritz eingesetzt. „Um den Herausforderungen der zunehmenden Frühjahrs- und Vorsommertrockenheit zu begegnen, verfolgen wir bewusst eine individuelle Strategie mit stabilisierter Düngung“, so Müller. „Die pH-Werte des Bodens liegen auf den meisten Flächen über sieben, weshalb wir auf eine ammoniumbetonte Ernährung setzen.“ Diese Methode fördere die Feinwurzelbildung und mobilisiert festgesetzte Mikronährstoffe im Boden. In den vergangenen Jahren wurden in der ersten Gabe SSA (Ammoniumsulfat/Schwefelsaures Ammoniak) bzw. ALZON® neo-N verwendet, während die Abschlussgabe mit PIAGRAN® pro durchgeführt wurde. Aufgrund einer kürzlich getätigten Investition in eine neue Pflanzenschutzspritze, die die Schlagkraft des Betriebs erhöht, wird derzeit über eine Umstellung auf Flüssigdüngung nachgedacht. Hierbei könnte in den Hauptkulturen in der ersten Gabe ALZON® flüssig-S 25/6 und in der Abschlussgabe PIASAN®-S 25/6 verwendet werden, um den Schwefelbedarf der Pflanzen zu decken und die Proteinbildung zu unterstützen.

„Wir setzen keine organischen Dünger ein und versorgen die Pflanzen stattdessen mit Mikronährstoffen über eine jährliche Blattdüngung. Diese Maßnahme ist erforderlich, da der hohe pH-Wert des Bodens das Risiko birgt, Mikronährstoffe im Boden festzusetzen.“ Die Bodenbearbeitung zu Wintergerste erfolgt durch Pflügen, während zu den anderen Kulturen der Fruchtfolge konservierende Methoden wie Scheibenegge und Grubber zum Einsatz kommen. „Unser gemeinsames Ziel ist es, hochwertiges Getreide wie A-Weizen und Braugerste zu produzieren. Durch die aktuellen gesetzlichen Bestimmungen und die Düngeverordnung wird dies jedoch zunehmend zur Herausforderung.“

Knoblauchanbau als spannende Ergänzung

„Als besondere Neuheit bauten wir 2019 erstmalig auf einer kleinen Fläche Knoblauch an, den wir im Prinzip der Direktvermarktung verkaufen“, berichtet Torsten Müller. Diese Entscheidung sei insbesondere durch den Wunsch nach neuen Herausforderungen, der Differenzierung von anderen Betrieben und dem Ziel einer höheren Veredlungsstufe der Fläche motiviert gewesen. Der Erfolg gibt dem Junglandwirt recht: „Ein wesentlicher Vorteil des Knoblauchs ist seine gute Lagerfähigkeit. Diese ermöglicht, auf spezielle Lagerhäuser zu verzichten, und bringt im Allgemeinen eine unkomplizierte Nacherntekette mit sich.“

Derzeit baut der Betrieb Knoblauch auf einer Fläche von zwei bis drei Hektar an. In den ersten Jahren erfolgte die gesamte Arbeit noch händisch, bis der Betrieb 2020 in eine Brechmaschine sowie Maschinen zum Pflanzen, Ernten und Putzen investierte. Müller: „Die Aussaat, oder zutreffender die Pflanzung, findet im Oktober statt. Das Pflanzgut wird in zwei Sorten bereitgestellt: Eine Sorte stammt aus Spanien und ist dadurch frostanfälliger, während die andere aus dem Baden-Württembergischen Lampertsheim kommt und frostresistenter ist.“ Das Pflanzgut wird als Knolle geliefert und muss vereinzelt werden. Anfangs sei dieser Prozess sehr zeitintensiv gewesen und musste per Hand durchgeführt werden, erinnert er sich. Seit der Anschaffung der Brechmaschine sei die Arbeit jedoch wesentlich effizienter geworden.

Der Pflanzabstand beträgt zwölf Zentimeter innerhalb der Reihe und 62,5 zwischen den Reihen. Der Einsatz von Herbiziden gestaltet sich als herausfordernd, da nur wenige Mittel für Knoblauch zugelassen sind. Gleichzeitig ist Knoblauch nur schwach konkurrenzfähig. Das Hacken ist zudem schwierig, da Knoblauch verletzungsanfällig ist. Es gibt aber eine Zulassung für eine Anwendung im Vorauflauf sowie für Graminizide.

„Knoblauch hat einen hohen Bedarf an Phosphor und Schwefel“, führt der Landwirt aus. Daher erfolgt die Grunddüngung durch NPK-S (15/15/15/9). Zur Ausdüngung des Stickstoffbedarfs wird PIAMON® 33-S eingesetzt, um die Feinwurzelbildung im Frühjahr zu fördern und eine hohe Menge an Schwefel bereitzustellen, was für die Bildung der typischen Lauchöle und damit für den Geschmack des Knoblauchs von Bedeutung ist. Der Gesamtbedarf an Stickstoff liegt bei etwa 120 Kilogramm pro Hektar, abhängig vom Ertrag. „Mikronährstoffe werden im Herbst und Frühjahr flüssig über eine Blattdüngung bereitgestellt, um dem hohen pH-Wert des Bodens und einer Festsetzung im Boden entgegenzuwirken. Derzeit ziehen wir eine Umstellung auf Flüssigdüngung in Betracht, werden dies aber zunächst testen, um mögliche Schäden zu vermeiden.“

Die Ernte des Knoblauchs erfolgt Ende Juni. Während die Ernte anfangs noch manuell durchgeführt wurde, wird seit drei Jahren ein Klemmbandroder eingesetzt. Dieser klemmt das Kraut ein und lockert die Knollen in einem Arbeitsgang aus der Erde. In Bündeln von etwa 25 Pflanzen wird der Knoblauch vom Feld auf den Hof verladen. Dort wird das Kraut entfernt und die Knollen werden getrocknet. Anschließend werden sie mit einer Putzmaschine gereinigt und in Kisten zur besseren Belüftung gelagert. „Wir vermarkten unseren Knoblauch ausschließlich über Hofläden in Mitteldeutschland“, so Müller. Mittlerweile hat er begonnen, einen Teil des geernteten Knoblauchs zu räuchern. „Das Räuchern verleiht dem Knoblauch eine zusätzliche rauchige Note. Die Methode erfordert jedoch viel Erfahrung, da die Knollen anfällig für Schäden sind.“

Unser Fazit

Der Knoblauchanbau bei Torsten Müller stellt eine spannende Ergänzung zu den Hauptkulturen des Betriebs dar. Die sorgfältige Wahl der Sorten, die gezielte Düngung und die Investition in moderne Technik haben dazu beigetragen, die Herausforderungen des Anbaus zu meistern. Die Anpassung an lokale Bedingungen und die Innovationsfreude in der Vermarktung, einschließlich der Herstellung von geräuchertem Knoblauch, zeigen das Engagement des Betriebs für Qualität und Differenzierung.