Zuletzt wurde die in weiten Teilen Deutschlands anhaltende Trockenheit immer wieder von Niederschlägen von 50 bis 100 Litern je Quadratmeter, innerhalb weniger Stunden unterbrochen. Einerseits führte dies zu einer deutlichen Entlastung der angespannten Wassersituation, andererseits vermochten die stark ausgetrockneten Böden die immensen Niederschlagsmengen in der kurzen Zeit kaum aufnehmen. Die Folge war ein oberflächliches Abfließen des Wassers, wobei zum Teil auch Boden und Nährstoffe mit abgeschwemmt wurden.
Effizientes Wassermanagement
Regenverdaulichkeit erhöhen
Selbstverständlich gibt es derartige Witterungsereignisse seit Menschengedenken. Wie wir jedoch nach den aktuellen Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes wissen, wird die Zahl der Witterungsextreme zunehmen. Insgesamt werden die Winter milder und feuchter und die Sommer trockener und heißer. Diese Verschiebung der Niederschlagsverteilung stellt uns vor die Herausforderung, die Regenverdaulichkeit des Bodens zu erhöhen, das „Mehr“ an Winterniederschlägen für den Sommer im Boden in einer pflanzenverfügbaren Form zu konservieren und unnötige Wasserverluste zu minimieren.
Organische Substanz als Hilfe
Voraussetzung für eine zügige Aufnahme der Wassermengen aus den Niederschlägen ist ein „offener Boden“, der eine stabile Krümelstruktur und ein günstiges Porenverhältnis aufweist. Für ein zügiges Eindringen in den Boden ist ein entsprechender Anteil an Grob- und Mittelporen erforderlich, welche die Niederschläge zügig in den Boden ableiten. Andererseits ist aber auch ein entsprechender Anteil an Feinporen erforderlich, welcher für die Speicherung des Wassers günstig sind. Sandige Böden weisen einen hohen Grob- aber nur einen geringen Feinporenanteil auf. Diese Standorte sind zwar zu einer zügigen Wasserinfiltration, aber kaum zur Wasserspeicherung fähig. Auf sehr tonreichen Böden verhält es sich umgekehrt – die Speicherfähigkeit ist hoch, aber wegen des hohen Feinporenanteils ist die Infiltrationsleistung gering. In beiden Fällen kann organische Substanz sehr förderlich sein – das Ergebnis: „leichte Böden werden schwerer, schwere Böden werden leichter“.
Hierfür kommen sowohl die organische Düngung, als auch Zwischen- oder Zweitfrüchte in Betracht. Je näher man dem Ziel eines durchgehenden Bewuchses kommt, desto positiver wirkt sich dies auf die Bodenfruchtbarkeit aus. Kurzfristig ist es nicht etwa die Humusvermehrung, sondern vielmehr die Förderung des Bodenlebens, welche die Infiltrations- und Speicherleistung der Böden verbessert. Regenwürmer bauen stabile Röhren und tragen durch Lebensverbauung zur Stabilisierung des Bodengefüges bei, wodurch die Verschlämmungsneigung des Bodens deutlich abnimmt.
Wasserverluste adé
Jeder Tropfen Wasser, der über die Bodenoberfläche verdunstet, ist für das Pflanzenwachstum verloren. Erwärmt sich die Bodenoberfläche, dann verdunstet dort Wasser. Der Oberboden wird also trockener. Es folgt eine Wasserbewegung aus tieferen Schichten nach oben (kapillarer Aufstieg), was wiederum eine geringere Wasserkonzentration im Wurzelraum zur Folge hat – der Boden trocknet aus. Gut zu erkennen sind diese Effekte auf tonreichen Böden auch im Garten: Nach intensiverem Gießen verkrustet die Erde und bleibt tagelang feucht (dunkel), obwohl starke Sonneneinstrahlung herrscht – ein eindeutiger Beweis für den kapillaren Aufstieg. Ein flaches Hacken des Bodens führt indes dazu, dass dieser nach wenigen Stunden grau ist – der kapillare Aufstieg und somit die Verdunstung ist unterbrochen. Umgekehrt bedeutet dies aber auch, dass eine tiefe Bearbeitung des Bodens auch dessen tiefe Austrocknung zur Folge hat. Eine Pflugfurche unmittelbar vor der Aussaat kann sich in zweifacher Hinsicht ungünstig auswirken: Durch den Bruch der Kapillaren ist die Aufwärtsbewegung des Wassers unterbrochen – es dauert einige Wochen, bis sich die Kapillaren neu bilden. Außerdem kommt es durch die massive Bodenlockerung zu einem Austrocknen oberhalb der Pflugsohle. Deswegen sollte sich der Boden nach tieferer Bearbeitung zwei bis drei Wochen „setzen“ können beziehungsweise unmittelbar vor einer Saat nur flach bearbeitet werden.
Schatten spenden
Ein dunkler, unbedeckter Boden reflektiert die Sonneneinstrahlung nicht, sondern absorbiert diese, was eine Erwärmung zur Folge hat. Diese wiederum führt zu einer stärkeren Verdunstung. Eine Bedeckung des Bodens mit zum Beispiel Ernteresten oder Zwischenfrüchten vermindert diesen Effekt. Besonders in der Jungendentwicklung der Pflanzen, da diese den Boden hier noch nicht selbst beschatten können. Grundsätzlich gilt: Die Jugendentwicklung der Pflanzen muss gefördert werden, damit diese den Boden alsbald selbst beschatten. Jeder Liter Wasser, welcher nicht durch Verdunstung verloren geht, steht also für die Trockensubstanz- bzw. Ertragsbildung zur Verfügung.