Griechenland – Kulturen der besonderen Art
Baumwolle in Karditsa
Fakten des Pflanzenbauberaters:
- Baumwoll- und Gemüseanbau stark etabliert (Peppers, Paprika, Tomaten und Radieschen)
- Einsatz von stabilisierten Dünger im Anbau von Baumwolle und Tomaten
Baumwollanbau in Europa? Aber sicher.
Bei meiner Reise durch Mazedonien und Griechenland besuche ich Karditsa.
Aufgrund der guten Böden – in Verbindung mit hohen Temperaturen und der Möglichkeit zu beregnen – dominiert in dem griechischen Städtchen Baumwolle in den Fruchtfolgen. Im Herbst werden die Felder geerntet. Dabei muss die Wolle eine Restfeuchte von acht Prozent haben. Zwischen vier bis fünf Tonnen Wolle können pro Hektar geerntet werden, welche für etwa 50 Cent pro Kilogramm verkauft wird.
Des Weiteren verkauft Kostas, der als Berater tätig ist, stabilisierte Düngemittel, die von SKW Piesteritz bezogen werden. Mit Versuchen in verschiedenen Kulturen werden die Landwirte von den Vorteilen der stabilisierten Düngemittel überzeugt. Vor allem in Baumwolle und Tomaten bringen stabilisierte Düngemittel sehr gute Erträge und Qualitäten.
Als Kostas mich fragte, ob ich „Soilnuts“ sehen wolle, wusste ich nicht, was das sein soll. Die Blüten der etwa 40 Zentimeter hohen Frucht wachsen, nachdem sie befruchtet wurden, in den Boden.
Die Erdnüsse wachsen tatsächlich in der Erde heran – ERDnüsse eben.
Gemüseanbau in Psachna
Betriebsfakten:
Gemüsebetrieb Kimon, Psachna
200 Hektar Kartoffeln, Lauch, Salat, rote Beete
- Flächenstruktur von 0,5 Hektar
Auf sehr guten Böden mit ausreichend Feuchtigkeit hat sich der intensive Gemüseanbau in der griechischen Region Psachna stark etabliert. Kartoffeln werden hier bis zu dreimal pro Jahr geernetet, Salate werden vier bis maximal fünf Mal im Jahr angebaut.
Der Salat benötigt etwa 30 Tage von der Saat bis zur Ernte. Innerhalb dieser Zeit wachsen im besten Fall 65.000 Köpfe mit einem Gewicht von 700 Gramm heran. Vor oder nach dem Salatanbau werden oft auch noch andere Früchte angebaut.
Weizen gibt es hier nur als „Gesundungs-Frucht“. Der Gemüseanbau sei kein einfaches Geschäft. Die Flächenstruktur ist extrem klein und der Mangel an Arbeitskräften ist ebenso ein Problem. Bei Anbau und Ernte ist eine gute Planung Voraussetzung.
„Veredelung“ von Dünger
Auf meiner Reise traf ich Kimon. Er ist Besitzer der Firma Teofort, die aus Düngemitteln Spezialmischungen entwickelt. Um auf die Bedürfnisse der Landwirte einzugehen, nutzt er innovative Technik.
Wassermelonen in Thiva
Betriebsfakten:
Obst- und Gemüsebetrieb, Thiva
40 Hektar Zwiebeln (mit eigenem Saatgut) und Kartoffeln
- 50 Hektar Melonen
Der Anbau von Melonen bringt in Thiva große Herausforderungen mit sich. Zum einen muss die Ernte, die ausschließlich durch Handarbeit möglich ist, „just in time“ durchgeführt werden. Noch am selben Tag der Ernte müssen die Früchte auch im Supermarkt sein. Zum anderen muss nach der Ernte immer eine Pflanzenschutzmaßnahme im Bestand vorgenommen werden. Durch die Ernte werden die Pflanzen beschädigt, was zu einem Pilzbefallen führen kann, sodass noch am selben Tag eine Behandlung mit Fungiziden vorgenommen wird. Bei dem Anbau von den Zwiebeln setzt der Landwirt auf eigens produziertes Saatgut. Die Pflanzen haben sich bereits an den Standort gewöhnt, wodurch sie eine bessere Gesundheit und höhere Erträge aufweisen.
Bio-Diesel Produktion in Paralimnio
Betriebsfakten NewEnergy:
60 Mitarbeiter
Gewinnung von Biodiesel aus Raps und Sonnenblumen
- 30.000 Tonnen Ölsaaten pro Jahr
Die Vertragsanbauer in Paralimnio werden mit Pflanzenbauberatung, Saatgut, Dünge- und Pflanzenschutzmittel, sowie der Ernte durch die Firma NewEnergy unterstützt.
90 Prozent der jährlichen Biodiesel-Produktion entsteht aus Sonnenblumen.
Entgegen dem üblichen Konzept in der Biodiesel-Herstellung, werden bei NewEnergy die einzelnen Arbeitsschritte der Ölgewinnung von der Lagerung der Ölfrüchte bis zum fertigen Biodiesel an einem Firmenstandort durchgeführt.
Von der Frucht zum Biodiesel:
1. Reinigung von Fremdstoffen
2. Mahlen und Auspresse der Samen à 70 Prozent des enthaltenen Öls können gewonnen werden, restlichen 30 Prozent ( im „Kuchen“) à durch chemischen Prozessen entzogen.
3. Filterung des Rohöls
4. Das Glycerin im Pflanzenöl wird in einem chemischen Prozess durch Methanol ersetzt
Fazit Griechenland
Das Klima dieses Landes ist durch das Meer und die Berge nahezu perfekt für den Anbau von Obst und Gemüse geeignet. Dies führt zu einer sehr intensiven Landnutzung bei kleinen Flächenstrukturen. Die Betriebsgrößen sind sehr unterschiedlich, was sich auch in dem vorgelagerten Bereich wiederspiegelt. So werden die Düngemittel nur in Säcken verkauft oder teilweise sogar beim Landhandel abgewogen. Ein großes Problem für die Landwirte stellen die hohen Steuern dar. Des Weiteren ist für Kulturen, wie Zwiebeln und Kartoffeln eine verpflichtende Versicherung von fast 400 Euro pro Hektar fällig. Allerdings gibt es vom Staat auch häufig Förderprogramme für landwirtschaftliche Maschinen. Eine Ausbildung als Landwirt, wie sie bei uns in Deutschland üblich ist, gibt es nicht. Die Hofnachfolger wirtschaften mit dem Knowhow der Eltern. Die Landwirte sind somit in ihrer Denkweise sehr eingeschränkt und schwer von neuen Möglichkeiten, wie beispielsweise den Einsatz von stabilisiertem Stickstoff sowie die allgemeine Reduktion von Düngemitteln, zu überzeugen.
Damit geht’s für mich weiter nach Bulgarien.
Ihr Nicolai Mackenstedt