Herbstdüngung zu Raps gewissenhaft hinterfragen
Ein normal entwickelter Raps mit ca. 40 Pflanzen/m² bildet bis zur Winterruhe 8 bis 12 Blätter aus. Das entspricht einer Biomasse von 1 bis 1,5 kg/m². Zur Bildung solcher Bestände werden durchschnittlich rund 50 bis 75 kg N/ha benötigt. Somit sollte diese N-Menge dem Raps im Herbst zur Verfügung stehen. Um zu beurteilen, ob dafür eine Herbstdüngung notwendig ist, sollten Faktoren, die die N-Verfügbarkeit im Boden beeinflussen, berücksichtigt werden. Dazu zählen unter anderem Vorfruchtwirkung, Bilanz aus der N-Düngung zur Vorfrucht, gegebenenfalls organische Düngung in den Vorjahren, verbliebenes Stroh auf der Fläche, Bodenfeuchte und -temperatur sowie Bodenbearbeitungsmaßnahmen, welche Auswirkungen auf die N-Nachlieferung im Herbst und Vorwinter haben. Diese Vielfalt an Entscheidungskriterien macht deutlich, dass eine sorgfältige Abwägung stattfinden muss. Es ist dabei zu bedenken, dass die im Herbst ausgebrachte Menge an Düngerstickstoff auf den im Frühjahr ermittelten Düngebedarf voll anzurechnen ist.
Stickstoffbedarfsermittlung im Herbst
Raps darf nach DüV mit Stickstoff bis zu Beginn der Sperrfrist (1. Oktober) gedüngt werden. Dabei gilt es einiges zu beachten: Zunächst ist der Nachweis zu führen, dass ein Stickstoffdüngebedarf besteht (§ 4 Abs.1 DüV). Diesbezüglich gibt es länderspezifische Vorgaben, Anleitungen und Programme, mit denen ein eventueller Bedarf ermittelt und gegebenenfalls auch dokumentiert werden kann und muss. Auf langjährig organisch gedüngten Böden und nach bestimmten Vorfrüchten (Feldgemüse, Leguminosen oder nach mehrjähriger Brache) besteht laut Gesetz prinzipiell kein Düngebedarf. Auf eine Herbstdüngung kann in der Regel auch bei sehr guten Aussaat- und Auflaufbedingungen verzichtet werden. Dies schließt z.B. den Verzicht auf eine Stroheinarbeitung in den Boden sowie ein optimales Saatbett, termingerechte Aussaat, den zügigen und gleichmäßigen Auflauf sowie eine vitale Bestandesentwicklung ein. Die so eingesparten N-Mengen lassen sich dann bei guten Startbedingungen im folgenden Frühjahr zumindest ebenso zielführend, nicht selten sogar mit besserem Erfolg einsetzen.
Nach Getreidevorfrucht kann im Herbst tatsächlich ein Düngebedarf bestehen. Gegebenenfalls können sowohl organische als auch mineralische Dünger zum Einsatz kommen. Die mögliche Düngermenge beschränkt sich auf maximal 30 kg/ha Ammonium-N bzw. 60 kg/ha Gesamt-N. Der zuerst erreichte Wert begrenzt dabei die Einsatzmenge.
Besonderheiten in roten Gebieten
Auch in den roten Gebieten darf Raps im Herbst gedüngt werden. Es gelten prinzipiell die gleichen Vorgaben wie auf Flächen außerhalb der Nitratkulisse. Zusätzlich ist jedoch hier die repräsentative Nmin-Beprobung auf dem jeweiligen Schlag erforderlich. Mit dieser ist nachzuweisen, dass ein Boden-Nmin von 45 kg/ha nicht überschritten wird. Dies ist im Übrigen in allen Gebieten eine Option, um die Düngebedürftigkeit im Herbst abzuschätzen.
Kommen Gülle oder Gärrückstände zur Anwendung, ist deren Nährstoffgehalt (Gesamt-N, Ammonium-N und P) zu ermitteln und zu belegen. Sämtliche Düngegaben müssen aufgezeichnet und einschließlich der Bedarfsermittlung dokumentiert werden. Die schlagspezifische Grenze von 170 kg N/ha ist einzuhalten.
Ammoniumbetont überzeugt ökologisch und ökonomisch
Für den Fall von N-Mangel im Herbst sichert die N-stabilisierte Düngung einschließlich PIADIN® zu Gülle oder Gärrückstand den Ertrag sehr gut ab. Auch über die häufig recht warmen Winter mit Wachstumsbedingungen wird eine ausgeglichene N-Versorgung gewährleistet. Die ammoniumbetonte N-Bereitstellung minimiert das unter solchen Bedingungen ansonsten hohe Risiko des Überwachsens. Darüber hinaus wird der so stabilisierte Stickstoff im Boden vor Verlagerung bzw. Auswaschung, klimaschädlichen Lachgasemissionen und sonstigen Denitrifikationsverlusten geschützt. Und nicht zuletzt schafft die bessere Wurzelausbildung günstige Voraussetzungen für die Frühjahrsentwicklung.
Herbstdüngung in trockenen Folgejahren mit Vorteilen
In solchen gut versorgten Beständen kann die Startgabe im folgenden Frühjahr zeitlich variabel gestaltet werden. Bei einem nassen Start lässt sie sich ohne Probleme etwas herauszögern. Bei guter Befahrbarkeit kann sie – vorausgesetzt, es werden erneut ammoniumstabilisierte Spezialitäten eingesetzt – auch sehr früh nach Ablauf der Sperrfrist erfolgen. Die Spielräume erweitern sich sowohl in puncto Arbeitsorganisation als auch hinsichtlich der Anpassung an die standörtlichen und jahresaktuellen Witterungs- und Bodenbedingungen.
Wie die Ergebnisse in den Abbildungen 1 und 2 aus dem Dürrejahr 2018 zeigen, überzeugt die Herbstdüngung vor allem bei anschließender Frühjahrstrockenheit.
Aber auch in anderen Jahren zeigt sich in der Regel, dass eine Herbstdüngung zumindest keine Nachteile gegenüber der ausschließlich im Erntejahr verabreichten Düngung mit Stickstoff (und Schwefel) hat.
Verlustarme Düngung auch bei hohen Regenmengen
Wir wissen natürlich nicht, was der Herbst 2023 und der anschließende Winter noch bringen werden. Sollte ein N-Düngungsbedarf bestehen, stellt der Einsatz ammoniumstabilisierter Spezialitäten auf alle Fälle die beste Option dar. Die dadurch garantierte Minimierung von Verlustrisiken in Form von Nitratausträgen und klimaschädlichen Lachgasemissionen erscheint in Anbetracht des aktuellen Niederschlagsreichtums als ein Muss und dringendes Gebot der Stunde.
Was bringt das Erntejahr 2024?
Das Risiko längerer Trockenperioden dürfte auch in der Vegetationsperiode 2024 sehr wahrscheinlich sein, so dass die aktuell vielerorts sehr feuchten Bedingungen oder die Möglichkeit eines extrem frühen Starts in die Düngungssaison 2023 (unmittelbar nach Ablauf der Sperrfrist) – genutzt werden sollten, um die notwendigen Nährstoffmengen tatsächlich bedarfsgerecht in den Boden bringen zu können.
In diesem Sinne ist es durchaus vorstellbar, dass eine Herbstdüngung Vorteilseffekte bringen kann. Die ammoniumbetonte Düngung leistet in jedem Fall ihren Beitrag, um die jungen Bestände auf unwägbare, schwierige Bedingungen vorzubereiten. Sie trägt nicht nur zur Verlustminimierung bei, sondern sorgt auch für ein intensives Wurzelwachstum. Darüber hinaus gewährleistet sie eine vergleichsweise verbesserte Frosthärte bei plötzlichen Kälteeinbrüchen in ansonsten milden Winterphasen.
Schnell gelesen
Insbesondere nach der üblichen Getreidevorfrucht kann zu Raps eine Herbstdüngung notwendig werden. Sind dagegen optimale Aussaat- und Auflaufbedingungen gegeben, besteht in der Regel kein Düngebedarf im Herbst und die N-Mengen kommen besser im folgenden Frühjahr zur Anwendung. Falls eine Herbstdüngung erfolgt, sollte auf ammoniumstabilisierte Strategien gesetzt werden. Die verlustarm anwendbaren Dünger der ALZON®-Palette und PIADIN® zu Gülle oder Gärrückstand bieten zahlreiche Vorteile von A wie Arbeitswirtschaft bis Z wie Zuwachs an Wurzelwachstum und Ertrag. Im Zuge des Klimawandels mit seinen Witterungsextremen und ausgedehnten Dürreperioden gewinnen solche Strategien an Bedeutung.