Hopfen und Malz, Gott erhalt’s – Hopfenanbau in Deutschland

Der Anbau von Hopfen in Bayern ist seit dem 9. Jahrhundert in Urkunden des Hochstiftes Freising belegt. Zuerst wurde der Hopfen als Heilpflanze, später im Mittelalter als Bierzusatz verwendet. Die Anwendung im Bier erfolgte vorerst nicht des Geschmacks wegen, sondern zur Verlängerung der Haltbarkeit. Diese Art der Bierkonservierung mit Hopfen ist vorrangig den Klöstern zuzuschreiben. Einen Hinweis dafür schrieb Hildegard von Bingen bereits in ihrer „Physica“ im Jahre 1160 nieder: „Mit seiner Bitterkeit hält er gewisse Fäulnisse von den Getränken fern, denen er beigegeben wird, so dass sie umso haltbarer sind."

Hopfenanbaugebiete in Deutschland

Hopfen wird in verschieden Region Deutschlands angebaut. Die vier Hauptanbaugebiete liegen in der Elbe-Saale-Region (ca. 1500 ha), in Tettnang am Bodensee (ca. 1400 ha), im fränkischen Spalt (ca. 400 ha) und in der Hallertau. Das Gebiet Hallertau, zwischen München, Ingolstadt und Landshut gelegen, entwickelte sich nach dem zweiten Weltkrieg zum größten Hopfenanbaugebiet weltweit – es umfasst etwa 17.000 ha Anbaufläche. 

Voraussetzungen für den Hopfenanbau

Echter Hopfen zählt als rechtswindendes Schlinggewächs zu den Hanfgewächsen. Der Wurzelstock ist sehr beständig und kann bis zu 50 Jahre alt werden. Im Erwerbsanbau werden durchschnittlich alle 15 Jahre, je nach Marktwünschen, die Stöcke erneuert. Im Anbau werden nur weibliche Pflanzen verwendet, da diese das goldgelbe Lupulin für Bier bilden. Dagegen werden männliche Pflanzen ausschließlich zur Züchtung kultiviert. Alle Hopfenanbaugebiete liegen zwischen dem 35. und 55. Breitengrad. Hier schafft die passende Tageslänge die Voraussetzung für eine optimale und reiche Blüte des Kulturhopfens. Nicht nur das Klima ist entscheidend, auch die Böden müssen den Ansprüchen genügen. So bevorzugt der Kulturhopfen besonders lehmige Sandböden bis sandige Lehmböden, die schnell erwärmen und abtrocknen. Dazu dürfen die Böden nicht zur Verschlämmung neigen. Das tertiäre Hügelland der Hallertau bietet hier die optimalen Voraussetzungen: Frostfrei von April bis Mitte September, ausreichend Niederschlag in den Sommermonaten und zugleich windgeschützte Lagen. In den Hauptwachstumsmonaten hat Hopfen einen Wasserbedarf von circa 100 Millimeter pro Monat.

Unterschieden wird zwischen Aromasorten und Bittersorten. So variieren die Anbauer mit 16 verschiedenen Hopfensorten die Aromen für vielfältige Braurezepte. Die Verwendung der Hopfenernte dient zu mehr als 99 Prozent dem Bierbrauen. Besonders ist auch die Vermehrung des Hopfens: Beim sogenannten Rückschnitt, welcher als jährliche Pflegemaßnahme dient, werden überflüssige Wurzeltriebe und Erde entfernt. Dadurch fallen die Sprossen – auch Fechser genannt – zur Neupflanzengewinnung an. Diese werden auch als Frühlingsgemüse vermarktet.

Ein entscheidendes Bild in der Hallertau sind die Hochgerüstanlagen, an denen der Hopfen bis zu sieben Meter in die Höhe wächst. Etwa 110 Holz- oder Betonmasten pro Hektar tragen ein Stahlnetz, an dem der Hopfen aufgeleitet wird. Der Aufleitdraht wird jedes Jahr erneuert und in luftiger Höhe befestigt. So werden circa 4000 Triebe pro Hektar aufgeleitet.

Hopfenputzen

Eine ständige Kontrolle auf Insektenschädlinge und Pilzkrankheiten ist essenziell wichtig, wobei insbesondere Blattläuse und Spinnmilben sowie echter Mehltau und Peronospora („Bubikopf“) die dominanten Gefahren im Hopfenanbau darstellen. Um diesen vorzubeugen, wird der Hopfen „geputzt“. Der Boden- sowie der Seitentrieb und die unteren Blätter sind die akuten Krankheitsherde, welche entfernt werden müssen. Hierfür gibt es verschiedene Verfahren: die mechanische Entfernung per Hand oder mit Entlaubungsgeräten. In Biobetrieben wird oft abgeflammt, wobei der Wirkungsgrad sehr witterungsabhängig ist. Die bevorzugte Methode des Hopfenputzens ist das Abspritzen. Hier erfolgt eine Reihenbehandlung mit Abspritzgeräten und Unterstockspritzgestängen.

Düngung im Hopfen

In der Düngung sollte auf ein ausgewogenes Verhältnis der Makro- und Mikronährstoffversorgung geachtet werden. Herauszustellen sind Bor und Zink, welche die beiden wichtigsten Spurenelemente für den Hopfenanbau sind. Eine regelmäßige Kontrolle und im Bedarfsfall auch umgehende Korrektur der Bodennährstoffgehalte sind unbedingte Voraussetzung für Ertrag und Qualität. Die Höhe der Stickstoffdüngung wird, genau wie bei allen anderen Kulturen auch, im Rahmen der Düngebedarfsermittlung gemäß Düngeverordnung ermittelt. Hopfen hat einen Stickstoffbedarfswert von 220 Kilogramm pro Hektar, wovon die zuvor ermittelten Nmin-Werte sowie gegebenenfalls auch sonstige Abschläge abzuziehen sind. Der errechnete Stickstoffbedarf wird konventionell in drei Gaben ausgebracht, doch die Ausbringungszeitpunkte sind je nach Sorte verschieden. Alternativ stehen stabilisierte Stickstoffdünger wie ALZON® neo-N zur Verfügung, wodurch die Möglichkeit einer Gabenzusammenfassung und somit der Einsparung von Überfahrten besteht. Die Hauptnährstoffaufnahme des Hopfens liegt in der Zeit von Mitte Juni bis Anfang August.

Hopfenernte

Die Hopfenernte beginnt Ende August, wobei der richtige Erntezeitpunkt von Sorte zu Sorte unterschiedlich ist. Wird zu früh geerntet, so ist der Hopfen nicht ausgewachsen und verliert an Ertrag. Auch im Folgejahr wirkt sich ein zu früher Erntezeitpunkt noch äußerst negativ auf den Ertrag aus, denn bis zum Erntetermin werden noch Reservestoffe in den Wurzelstock eingelagert. Dies wirkt sich sowohl auf die Vitalität als auch auf die Ertragsstabilität aus. Für die Ernte wird die Hopfenranke mit einem Reißgerät rund 50 Zentimeter über dem Boden vom Aufleitdraht gerissen und fällt dann auf einen Anhänger. Im Betrieb werden die Ranken dann eingespannt und die Dolden von den Pflanzen mittels einer Hopfenpflückmaschine vom Draht getrennt. Aus den circa 4.000 Aufleitungstrieben pro Hektar resultiert ein Ertrag von durchschnittlich etwa 35 Zentnern Hopfen pro Hektar. Dies reicht für etwa zwei Millionen Liter Bier. Nach der Trocknung werden die Hopfendolden in spezielle Säcke gepresst und einer Qualitätskontrolle unterzogen – sind die Qualitätsmerkmale erfüllt, so wird der Sack versiegelt. Daher der das Prädikat „Deutscher Siegelhopfen“.