Spritztechnik besser auslasten
Flüssigdünger bietet eine hohe Stickstoff-Effizienz. Beim Lohnunternehmen Maschinengemeinschaft Freckenhorst in Warendorf ist er seit 2018 fest im Programm. Geschäftsführer Bernd Strotmann und sein Mitarbeiter Laurenz Friehe berichten von ihren Erfahrungen.
Die Spritztechnik besser auszulasten – das war der Grund für das Lohnunternehmen Maschinengemeinschaft (MG) Freckenhorst, die Flüssigdüngung per Dropleg-Verfahren ins Portfolio aufzunehmen. „Außerdem sind wir stets bestrebt, unseren Kundenservice zu erweitern“, fügt Geschäftsführer Bernd Strotmann hinzu. Seit 2010 leitet der gelernte Kaufmann sowie Handelsfachwirt das Unternehmen. Er hat den Bereich Flüssigdüngung, wie so manches andere Angebot, zusammen mit seinen Kollegen in der Firma etabliert. „Seit 2018 gehört die selbstfahrende Feldspritze Pantera von Amazone zu unserem Maschinenpark“, erzählt der 42-Jährige. Sie hat ein Fassungsvermögen von 4.500 l, eine Arbeitsbreite von maximal 30 m und ist u. a. mit einem Dropleg-System zur Unterblattspritzung ausgerüstet. Dieses System kann für die Applikation von Pflanzenschutzmitteln und Flüssigdüngern genutzt werden.
Das Dropleg-System hat das Lohnunternehmen ursprünglich für die Rapsblütenspritzung nachgerüstet. Letzteres hat sich aber nicht durchgesetzt. „Um für eine bessere Auslastung zu sorgen, haben wir überlegt, was wir mit der Pantera im Mais machen könnten“, erklärt der Geschäftsführer. „Wir kamen auf die Idee mit der Flüssigdüngung per Dropleg-Unterblattspritzung. Das hat den großen Vorteil, dass wir im Mais keine Ätzschäden mehr zu verzeichnen haben. Wir verzichten nun gänzlich auf den Schleppschlauchverband.“ Derzeit ist die Spritze zu 20 % für die Ausbringung von Flüssigdünger unterwegs und zu 80 % für den Pflanzenschutz. „Ganz selten bringen wir Flüssigdünger und Pflanzenschutzmittel als Tankmischung aus“, hält Laurenz Friehe fest. Der staatlich geprüfte Landwirt ist zusammen mit Christian Wittkamp für die optimale Nutzung und Auslastung der Technik im Unternehmen zuständig.
Meist im Mais
Die Hauptkultur, die das Lohnunternehmen MG Freckenhorst mit Flüssigdünger versorgt, ist somit der Mais im Frühjahr und Sommer. Deutlich seltener wird ein Einsatz im Getreide beauftragt. „Grob geschätzt, versorgen wir in diesem Jahr 250 ha Mais mit AHL, also Ammoniumnitrat-Harnstoff-Lösung. Das kann aber im nächsten Jahr schon wieder ganz anders sein“, sagt Laurenz Friehe.
Für die Landwirte habe die Flüssigdüngung einige Vorteile. „Damit können wir mit Blick auf die verschärften Düngeregeln das Letztmögliche in Sachen Nährstoffeffizienz aus der Kultur herauskitzeln“, betont er. Der Hauptanteil des benötigten Stickstoffs im Mais wird im Frühjahr über die Gülle abgedeckt. „Wenn aber die Nmin-Beprobung im Sommer zeigt, dass noch eine Stickstoffgabe nötig und möglich ist, kann diese Menge über Flüssigdünger sehr exakt verabreicht werden“, fügt Laurenz Friehe hinzu. Die Ausbringmengen sind somit sehr kundenspezifisch.
„Wir Lohnunternehmer wollen den Kunden nachhaltige Lösungen anbieten“, erklärt der 61-Jährige, der bereits seit 25 Jahren für die MG Freckenhorst arbeitet. Und die seien mit der Dropleg-Flüssigdüngung gegeben. Die gefüllte Pantera-Spritze mit einem Gesamtgewicht von 15 t sei beispielsweise bodenfreundlicher als das deutlich schwerere Güllefass mit Schlepper von insgesamt 40 t. Der Flüssigdünger biete relativ viel Stickstoff in wenig Masse. Das Ausbringen mit dem klassischen Düngerstreuer koste eindeutig mehr Fahrzeit. „Außerdem fällt der N-Gehalt von Gülle recht unterschiedlich aus, und künftig steht immer weniger Gülle zur Verfügung, weil die Tierbestände weiter abnehmen. Hinzu kommt, dass eine Gülleausbringung in höheren Maisbeständen eben auch die Pflanzen in Mitleidenschaft zieht“, betont er.
Kunden überzeugt
All diese Vorteile überzeugen die Kunden des Lohnunternehmens. „Unser Angebot hat sich schnell herumgesprochen“, freut sich Bernd Strotmann. Das Unternehmen nutzt für die Kommunikation neuer Angebote alle Online-Medienkanäle wie die Homepage, WhatsApp und die sozialen Medien. Außerdem haben der örtliche Raiffeisen- und Landhandel die Werbetrommel gerührt. Von dort bezieht die Maschinengemeinschaft die Pflanzenschutz- und Düngemittel.
Im Mais bringen die Mitarbeiter der MG Freckenhorst die Flüssigdüngung mit einer Arbeitsbreite von 24 m aus, je nach Kunde mit Hilfe von Applikationskarten auch teilflächenspezifisch. „Der Abstand der flexiblen Dropleg-Kunststoffrohre am Gestänge liegt genau bei 75 cm. Sie laufen somit mittig in der Reihe“, beschreibt Laurenz Friehe. Bei einer Arbeitsbreite von 30 m würde der Reihenabstand nicht passen. Außerdem werde das Handling der Dropleg-Rohre dann immer schwieriger.
Das Lohnunternehmen hat die Technik auf den Flüssigdüngergebrauch abgestimmt. In höheren Maisbeständen nutzen sie die vom Hersteller vorgegebene Möglichkeit, das gesamte Gestänge um bis zu 30 cm höher aufzuhängen. „An der Aufhängung der Kunststoffrohre am Gestänge und an den Düsen basteln wir auch selbst herum“, verrät Laurenz Friehe. Mit Hilfe von Starterseilen für Motorsägen fixieren sie die Dropleg-Kunststoffrohre in der Senkrechten, um zu verhindern, dass diese zu sehr hin- und herschwingen, sich verhaken oder abbrechen. Zum Schutz der Dropleg-Rohre und des Lacks an der Spritze dienen waagerecht angebrachte Gummiabdeckungen. Der Flüssigdünger kann zu Verätzungen oder zum Rosten von Materialien führen, die nicht aus Gummi, Edelstahl oder Kunststoff sind. „Eine Luftdruckanpassung der Räder für die im Vergleich zu Wasser schwerere AHL können wir leider nicht vornehmen. Unsere Spritze ist nicht entsprechend ausgerüstet“, räumt Bernd Strotmann ein.
Großtropfige Düsen
Die Düsen bezieht das Lohnunternehmen von der Firma Lechler. Ursprünglich hatte es für die Ausbringung von Flüssigdünger Mehrlochdüsen im Einsatz. Diese wurden jedoch vom Hersteller aus dem Programm genommen. „Wir nehmen jetzt Standarddüsen und bauen sie in unserem Sinne um“, erzählt Laurenz Friehe. Wie genau das geschieht, will er nicht verraten. Alle Düsen sind herstellerseitig mit einem Tropfenstopp versehen und öffnen erst ab einem Druck von 1 bar. Vor den Löchern in den Düsen sind jeweils Lochplatten platziert. „Muss ich 250 l/ha Flüssigdünger ausbringen, geht das alles problemlos mit 5 bis 6 km/h. Bringe ich aber nur 100 l aus, müsste ich für den passenden Druck in den Leitungen mit 12 km/h durch den Bestand fahren. In solchen Fällen setze ich Düsen mit Lochplatten kleinerer Lochdurchmesser ein“, erläutert der Mitarbeiter. Ebenfalls möglich, aber meist umständlicher, sei ein Beimischen von Wasser unter Beachtung des passenden Mischungsverhältnisses. Aber nicht immer gäbe es beispielsweise eine Wasserquelle in der Nähe.
Zur gleichzeitigen Applikation von Pflanzenschutzmitteln ist laut Angaben der Firma Lechler die Zumischung von AHL-Teilmengen ein passendes Verfahren, um z. B. den Blattdüngeeffekt zu nutzen. Weshalb applizieren die Freckenhorster Pflanzenschutzmittel und Flüssigdünger trotzdem nur selten in einem Arbeitsgang? Laurenz Friehe hat dazu seine Erfahrungen gemacht: „Bestimmte Mittel gehören einfach nicht zusammen, vor allen Dingen nicht in größeren Mengen.“ Da müsse man viel selbst ausprobieren, auch wenn die Hersteller Hinweise zum Ansetzen von Mischungen geben. „Ich weiß, einige schwören auf die Blattwirkung. Aber ich halte davon, ehrlich gesagt, nichts. Ich sehe das immer sofort, wenn jemand 20 l Flüssigdünger beigemischt hat. Beim Getreide z. B. gibt es dann schnell braune Spitzen.“ Chemische Reaktionen mit Ausfällungen träten auch immer wieder auf. „Wer einmal alle Filter reinigen musste, lernt daraus und will das kein weiteres Mal erleben“, lautet seine klare Aussage.
Wachstumsregler schwierig
Mischt die MG Freckenhorst auch Wachstumsregler bei Spritzungen hinzu? „Leider haben wir keine guten Erfahrungen damit gemacht. Wir sind da skeptisch“, gibt Laurenz Friehe zu. „Flüssigdünger und Wachstumsregler vertragen sich in der Spritze nicht. Es gibt oft Ausfällungen, die den Filter zusetzen.“ Die Mitarbeiter hätten viel ausprobiert, auch bezüglich der Reihenfolge der Spritzenbefüllung. „Wenn man da nicht aufpasst, hat man leider immer wieder das Nachsehen.“
Für die Fassreinigung nach der Nutzung von AHL reicht klares Wasser. „Wenn vorher in der Spritze ein Herbizid war, müssen wir natürlich vorsichtig sein“, weiß er. Dann sei es gut, die Spritze über Nacht mit Wasser und Reinigungsmittel einzuweichen, um bei der nächsten Spritzung keine bösen Überraschungen zu erleben.
Dünger mit Schwefelzusatz
Immer häufiger wünschen die Kunden eine Beimischung von Schwefel zur AHL, besonders bei der ersten Düngung im Frühjahr. „In den letzten Jahrzehnten wird immer weniger Schwefel aus der Luft in den Boden eingetragen, aber dieser Nährstoff ist für die N-Effizienz nun mal enorm wichtig“, betont Bernd Strotmann. „Möchte der Landwirt zum Beispiel eine Stickstoff-Düngung mit Schwefel im Getreide, können wir AHL mit ATS, also Ammoniumthiosulfat, zu einem Dünger mit 15 kg N und 6 % Schwefel mischen. Die Gesamtstickstoffgehalte des Flüssigdüngers liegen zwischen 20 % und 27 %, die wasserlöslichen Schwefelgehalte zwischen 3 % und 8 %.“
Welchen Flüssigdünger sie ausbringen, hängt vom Kundenwunsch ab. „Wir fragen, was der Kunde braucht und in welchen Mengen. Er hat schließlich seine Düngebilanz vor Augen“, berichtet Bernd Strotmann. Der Großteil des Flüssigdüngers, den das Lohnunternehmen aufs Feld bringt, stammt von der SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH. „Den kaufen wir bei der Raiffeisen mit ihren Lagern in Freckenhorst und in den umliegenden Orten ein. Wir selbst unterhalten kein Zwischenlager. Das wäre sehr aufwendig wegen der gesetzlichen Auflagen“, fügt Laurenz Friehe hinzu. Flüssigdünger sei zwar kein Gefahrgut, aber man müsse bestimmte gesetzliche Auflagen einhalten. „Wir arbeiten jedoch auch mit einem anderen Anbieter zusammen, der einen 1.000 l-Container der gebrauchsfertigen Düngerlösung auf Wunsch des Kunden bei letzterem deponiert. Wir saugen den Dünger dann dort ab.“
Spurenelemente bringen sie meist mit der Pflanzenschutzanwendung über Kombipräparate in die Kultur. „Ein einziges Mal habe ich bisher reinen Spurennährstoff-Dünger mit einer Spritze ausgebracht, allerdings auf die Pflanze und nicht per Dropleg-System“, erinnert sich Laurenz Friehe. „Der anzumischende Spurennährstoff-Dünger war absolut zäh. Für mich und die Spritze war die Reinigung der Düsenfilter zwischendurch eine echte Herausforderung.“
Kosten für Flüssigdünger
Die Kosten für den Flüssigdünger schwanken genauso wie für andere Dünger. „Gerade ist er recht teuer. Es gibt aber auch Jahre, in denen er im Vorkauf im Winter eher günstig ist.“ Wie sich die Flüssigdünger-Anwendungen auf den Ertrag auswirken, darüber hat das Lohnunternehmen keine Angaben. Stabilisierte Dünger haben sie bisher nicht genutzt.
Bei 20 % der Kunden arbeitet das Team der MG Freckenhorst ein Komplettpaket ab. Das heißt, die Spritzenfahrer haben die Pflanzenschutz- sowie Düngetermine im Blick und setzen die Behandlungen zum passenden Zeitpunkt selbstständig um. „Den Großteil der Kunden rufen wir aber im Vorfeld einer notwendigen Pflanzenschutz- oder Düngemaßnahme an“, beschreibt Bernd Strotmann den Service. Etwa ein Drittel der Kunden meldet sich selbst und beauftragt die Arbeiten per Anruf. Aufträge zur Flüssigdüngung arbeiten sie in einem Umkreis von bis zu 30 km um ihren Standort ab – mit Ausbringmengen zwischen 100 und 300 l. „Da ich jeweils über die Waage fahren muss, kann ich leider selten mehrere Kunden mit einem Fass bedienen“, bedauert Laurenz Friehe.
Wie wird sich die Auftragslage in Sachen Flüssigdüngung in Zukunft weiterentwickeln? Bernd Strotmann ist zuversichtlich: „Ich denke, dass die Nachfrage steigen wird. Gülle wird immer knapper. Und ohne Dünger geht es auf den Äckern aber eben auch nicht voran.“
Birgit Greuner, Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN