Winterweizen: Stickstoffdüngung erfolgreich mit dem Baukastensystem
Nach wie vor ist Winterweizen in Deutschland die wichtigste und ertragsreichste Getreidekultur. Er nimmt fast die Hälfte der deutschen Getreidefläche und rund ein Viertel der Ackerfläche ein. Nach Angaben des BMEL hat der Anbau 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 0,8 % zugenommen.
Im Jahr 2022 wurde die Ertragsbildung durch die vorherrschende Trockenheit und Hitze nicht so stark beeinträchtigt wie zunächst befürchtet. Das Ertragsmittel lag mit 76,2 dt/ha zwar um 0,8 % niedriger als im sechsjährigen Mittel, allerdings um 4,6 % über dem Vergleichswert aus dem deutlich feuchteren Erntejahr 2021. Dieses relativ gute Ergebnis hatte seine Ursache ganz offensichtlich in den zu Vegetationsbeginn gut gefüllten Bodenwasservorräten. Zudem konnte die Ernte deutlich verlustärmer eingefahren werden als im Vorjahr.
Unsere Düngeempfehlung zum Weizen finden Sie hier.
Vorgezogene N-Gaben und Baukasten vielversprechend
Auch im Jahr 2022 konnten die stabilisierten Düngungssysteme punkten. Für unsere Baukastensysteme mit einer ammoniumstabilisierten Startgabe (ALZON® neo-N), gefolgt von einer abschließenden Schossergabe (PIAGRAN® pro) im Mittel über 20 Versuche und Standorte zeigt sich ein Mehrertrag von ca. 2 dt/ha im Vergleich zu KAS (Abb. 1). Aber auch ALZON® neo-N allein erzielte einen Vorteil.
Allerdings waren gewisse Abstriche im Rohprotein-Gehalt immer dann hinzunehmen, wenn ab Zeitpunkt Schossbeginn weniger als 50 % des Düngebedarfes fehlten. An der gewählten N-Form lag das nicht, denn alle nicht-startbetonten Harnstoff-Varianten, so PIAGRAN® pro in drei Teilgaben, ALZON® neo-N in zwei Teilgaben oder der Baukasten PIAGRAN® pro kombiniert mit ALZON® neo-N, unterscheiden sich in Sachen Rohprotein nicht von KAS in drei Teilgaben.
Die Zukunft der Düngung
Im Jahr 2022 konnten stabilisierte Strategien, ob solo oder im Baukastensystem, erneut überzeugen. Über die arbeitswirtschaftlich und energetisch vorteilhafte Zusammenfassung von Teilgaben hinaus, gewährleisten sie nicht nur hohe Erträge und Qualitäten, sondern helfen auch, umweltrelevante Stickstoffverluste (Nitrat, Ammoniak) zu vermeiden. Dabei reduzieren sie insbesondere den Ausstoß von klimaschädlichem Lachgas. Diese positive Umweltwirkung gewinnt in der öffentlichen Debatte zunehmend immer stärker an Bedeutung.
Ausruhen wollen und können sich die Mitarbeiter der SKWP auf diesen Erfolgen nicht. Insbesondere regional angepasste, innovative und flexible stabilisierte Systeme bieten große Chancen zur Erschließung weiterer Potenziale der Effizienzsteigerung und Optimierung.
Mit StaPrax-Regio zu neuen Ufern
Diesbezüglich kam unser deutschlandweites Düngungsexperiment StaPrax-Regio in den letzten Wochen bereits mehrfach zur Sprache. Gemeinsam mit dem Deutschem Wetterdienst; dem Sächsischem Landesamt für Umwelt, dem Bereich Landwirtschaft und Geologie; der Hochschule Harz und vielen weiteren Partnern aus Wissenschaft und Beratung, wollen wir die N-Düngung besser als bislang an die spezifischen Boden- und Witterungsmerkmale der verschiedensten Standorte anpassen. Detaillierte Standortanalysen helfen uns dabei, Schlüsselfaktoren zu identifizieren, an denen wir unsere Strategie ausrichten. Dazu gehören typische Witterungskonstellationen, Tendenzen im Zuge des Klimawandels, der spezifische N-Umsatz oder das vorliegende Verlustpotential.
Ein Blick in die Tiefenanalyse der StaPrax-Regio-Versuche
Auch für das Jahr 2022 zeichneten sich im Zuge unserer Untersuchungen interessante Zusammenhänge zwischen Standortfaktoren, Ertragsdaten und Düngestrategien ab:
Wo der Boden in kritischen Entwicklungsphasen des Weizens besonders trocken war und gleichzeitig Niederschläge ausblieben, waren die frühen stabilisierten und teilstabilisierten Systeme dem konventionellen Düngeregime in allen Belangen massiv überlegen.
Abbildung 2 zeigt diesen Zusammenhang am Beispiel von vier Standorten, die im Jahr 2022 besonders stark von Frühjahrstrockenheit betroffen waren. Die betont frühen ammoniumstabilisierten oder teilstabilisierten Strategien erreichten im Vergleich zu traditionellen Systemen nicht nur signifikante Vorteile im Kornertrag, sondern auch sehr gute Rohproteingehalte.
Standortspezifische Systeme plus dynamische Anpassung
Doch wie lässt sich schon beim Start in die Düngesaison einschätzen, mit wieviel Wasser von oben in den nächsten Wochen zu rechnen ist? Um auch in diesem Punkt voranzukommen, gilt ein weiteres Augenmerk der mittel- bis langfristigen Wettervorhersage. Die Herausforderung besteht darin, profunde Standortanalysen mit treffsicheren Einschätzungen des weiteren Witterungsverlaufes zu verknüpfen, um standortspezifisch entwickelte Düngestrategien dynamisch an die Besonderheiten des aktuellen Jahres anzupassen. Nur so wird es möglich sein, die Effizienz der Düngung auf hohem Ertragsniveau zu stabilisieren und weiter zu steigern. Mit dem F&E-Vorhaben StaPrax-Regio legen wir gemeinsam mit unseren Partnern die wissenschaftlich fundierten Grundlagen für dieses anspruchsvolle Ziel.
Schnell gelesen
Das Baukastensystem mit ALZON® neo-N und vor Vegetationsbeginn vorgezogener N-Gabe, in Kombination mit PIAGRAN® pro aber auch ALZON® neo-N allein, haben erneut ihre hervorragendes Potenzial zur Sicherung hoher Erträge und Verwertung des Dünger-N nachgewiesen. Die N-Stabilisierung bietet im Klimawandel nicht nur Anpassungspotenziale, sondern wirkt der Verstärkung des Treibhauseffektes auch effizient entgegen.
Die Identifikation optimaler Düngestrategien für die spezifischen Anforderungen jedes Standortes auf Basis einer innovativen Düngerpalette wird dazu beitragen, dass Landwirtschaft auch in Zukunft lukrativ bleibt und ihren bereits erreichten globalen Spitzenplatz im Hinblick auf Effizienz und Nachhaltigkeit noch ausbauen kann.
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